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OPTIMALE BEHANDLUNG VON PATELLALUXATIONEN

Die Patellaluxation zählt zu den häufigsten Verletzungen des Kniegelenks, insbesondere bei jungen und sportlich aktiven Menschen. Eine gezielte Diagnostik und individuell abgestimmte Therapie sind entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und zur Vermeidung von Folgeschäden.

1. Was ist eine Patellaluxation?

Eine Patellaluxation beschreibt das vollständige oder teilweise Herausspringen der Kniescheibe (Patella) aus ihrer anatomisch vorgesehenen Führungsrinne am Oberschenkelknochen, der sogenannten Trochlea femoris. In der Regel verlagert sich die Patella dabei nach außen (laterale Luxation), was mit einer akuten Bewegungseinschränkung, Schmerzen und gegebenenfalls einer sichtbaren Fehlstellung des Knies einhergeht.

Das physiologische Zusammenspiel zwischen Oberschenkelmuskulatur, Bandapparat und knöcherner Führung sorgt normalerweise dafür, dass die Patella bei Beugung und Streckung des Knies stabil in ihrer Position bleibt. Kommt es jedoch zu einer Störung dieses Gleichgewichts – etwa durch mechanische Einwirkungen, strukturelle Anomalien oder muskuläre Dysbalancen – kann die Kniescheibe aus dem Gleitlager herausspringen.

Man unterscheidet in der klinischen Praxis zwischen einer erstmaligen (primären), einer habituellen (wiederkehrenden ohne eindeutiges Trauma) und einer rezidivierenden (wiederholten nach vorausgegangener Luxation) Patellaluxation. Die Erkrankung betrifft überproportional häufig sportlich aktive Jugendliche und junge Erwachsene, insbesondere weibliche Personen, da bei ihnen bestimmte anatomische Risikofaktoren wie eine erhöhte Q-Winkel-Ausprägung häufiger auftreten.

Somit stellt die Patellaluxation eine der häufigsten pathologischen Ursachen für Instabilität im vorderen Kniegelenksbereich dar und kann langfristig zu Knorpelschäden und Arthrose führen, wenn sie nicht adäquat behandelt wird.

Squatting Patella
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2. Wie entsteht eine Patelaluxation?

Die Entstehung einer Patellaluxation ist multifaktoriell bedingt und kann sowohl durch traumatische Ereignisse als auch durch angeborene oder erworbene anatomische Prädispositionen begünstigt werden. Akute Luxationen ereignen sich typischerweise im Rahmen von sportlichen Aktivitäten, bei denen es zu abrupten Richtungswechseln, schnellen Drehbewegungen auf belastetem Bein oder direkten Stößen gegen die Innenseite des Knies kommt. Dabei wird die Patella durch den einwirkenden Kraftvektor nach außen aus der Trochlea gedrängt.

Neben diesen äußeren Einflüssen spielen jedoch vor allem strukturelle Risikofaktoren eine entscheidende Rolle: Hierzu zählen unter anderem eine Trochleadysplasie (flache oder fehlgeformte Gleitrinne), eine Patella alta (zu hoch stehende Kniescheibe), eine lateralisierte Tuberositas tibiae (seitlich verlagerter Ansatz der Kniescheibensehne) sowie ein erhöhter Q-Winkel. Auch eine Insuffizienz der medialen patellofemoralen Haltestrukturen – insbesondere des medialen patellofemoralen Ligaments (MPFL) – kann die Entstehung begünstigen.

Bei Patienten mit generalisierter Bindegewebsschwäche oder muskulärer Dysbalance kann bereits eine geringe Krafteinwirkung ausreichen, um eine Luxation auszulösen. In vielen Fällen führt eine einmalige Luxation zu strukturellen Veränderungen (z. B. Risse des MPFL oder Knorpelschäden), die das Risiko für weitere Luxationen deutlich erhöhen. Daher ist die genaue Analyse der zugrunde liegenden Ursachen essenziell, um eine adäquate Therapie zu ermöglichen und zukünftige Luxationen zu vermeiden.

3. Welche Beschwerden verursacht eine Patellaluxation?

Patientinnen und Patienten mit einer Patellaluxation berichten typischerweise über plötzliche, einschießende Schmerzen im Bereich des vorderen Knies, häufig begleitet von einer sofortigen Funktionsstörung des betroffenen Beins. In vielen Fällen kommt es unmittelbar nach dem luxierenden Ereignis zu einer ausgeprägten Schwellung des Kniegelenks, verursacht durch eine Hämarthrose (Einblutung in das Gelenk) oder eine Reizung der Gelenkkapsel.

Betroffene schildern zudem ein markantes Instabilitätsgefühl, als würde das Knie „wegrutschen“ oder „nachgeben“, was insbesondere bei wiederholten Luxationen zu einer erheblichen Einschränkung der Bewegungsfreiheit im Alltag oder beim Sport führen kann. Charakteristisch ist außerdem das subjektive Empfinden eines mechanischen Ereignisses – etwa eines „Schnappens“, „Knackens“ oder „Knirschens“ – zum Zeitpunkt der Luxation. In der Regel ist der Vorfall so deutlich wahrnehmbar, dass die meisten Patientinnen und Patienten sofort spüren, dass die Kniescheibe aus ihrer normalen Position geraten ist. Sie beschreiben dies häufig mit Formulierungen wie „ausgekugelt“ oder „rausgesprungen“.

In manchen Fällen reponiert sich die Kniescheibe spontan durch das Entspannen der Muskulatur oder durch bestimmte Beinbewegungen, was zu einer kurzfristigen Besserung der Symptome führen kann. Dennoch bleibt oft ein deutliches Misstrauen gegenüber dem eigenen Knie zurück, begleitet von muskulärer Schonhaltung und psychischer Belastung, insbesondere bei sportlich aktiven Personen. Bei chronischer Instabilität kann es zudem zu rezidivierenden Luxationen kommen, bei denen die Schmerzintensität mitunter geringer ist, das Unsicherheitsgefühl jedoch stark ausgeprägt bleibt.

4. Wie wird eine Patellaluxation diagnostiziert?t?

Die Diagnostik einer Patellaluxation basiert auf einem mehrstufigen Vorgehen, das anamnestische, klinische und bildgebende Verfahren kombiniert. Zu Beginn steht eine sorgfältige Anamnese, bei der die genaue Beschreibung des Unfallhergangs, der Symptomatik sowie eventueller vorbestehender Beschwerden oder früherer Luxationen erhoben wird.

Klinisch erfolgt im Anschluss eine körperliche Untersuchung, bei der typische Zeichen wie eine Verschiebung der Patella, Druckschmerz über der medialen Halteapparatur oder ein positiver Apprehension-Test (Furchtreaktion bei passiver Verschiebung der Kniescheibe nach außen) Hinweise auf eine Luxation geben können. Hämatome oder Gelenkergüsse sind häufige Begleitbefunde. Ergänzend wird eine bildgebende Diagnostik eingesetzt, um den Schweregrad der Luxation sowie mögliche Begleitverletzungen – etwa Knorpelschäden, Frakturen oder Bandrupturen – zu erfassen.

Röntgenaufnahmen in mehreren Ebenen dienen dabei primär dem Ausschluss knöcherner Verletzungen und der Beurteilung anatomischer Besonderheiten wie einer Patella alta oder einer lateralen Fehlstellung. Die Magnetresonanztomografie (MRT) ermöglicht eine detaillierte Darstellung von Weichteilstrukturen, insbesondere des medialen patellofemoralen Ligaments (MPFL), welches bei einer Luxation häufig verletzt wird. Entscheidend für die weitere Therapieplanung ist außerdem die Identifikation prädisponierender Risikofaktoren.

Dazu zählen eine Trochleadysplasie (Fehlbildung des Gleitlagers), eine valgische Beinachse (X-Beinstellung), eine Patella alta (Hochstand der Kniescheibe), eine erhöhte Torsion der Oberschenkel- oder Unterschenkelachse sowie eine generalisierte Hypermobilität – wie sie beispielsweise beim Ehlers-Danlos-Syndrom vorkommt. Auch muskuläre Insuffizienzen, insbesondere des M. vastus medialis, können eine entscheidende Rolle spielen. Die genaue diagnostische Abklärung dieser Faktoren ist essenziell, um Rezidive zu vermeiden und eine individuell angepasste Therapie einzuleiten.

5. Was ist die optimale Therapie bei Patellaluxation?

Die Wahl der optimalen Therapie bei einer Patellaluxation richtet sich nach dem Ausmaß der Verletzung, dem Vorliegen anatomischer Risikofaktoren sowie der individuellen Belastungssituation der betroffenen Person. Unterschieden wird grundsätzlich zwischen der konservativen und der operativen Therapie, wobei beide Ansätze das Ziel verfolgen, eine stabile patellofemorale Führung wiederherzustellen und Rezidive zu vermeiden. Bei erstmaliger, unkomplizierter Luxation ohne wesentliche Begleitverletzungen oder strukturelle Risikofaktoren ist in vielen Fällen eine konservative Behandlung indiziert.

Diese umfasst eine initiale Ruhigstellung des Kniegelenks mithilfe einer Schiene (Orthese) für etwa zwei bis drei Wochen, gefolgt von einer gezielten physiotherapeutischen Rehabilitation. Dabei liegt der Fokus auf der Kräftigung des M. vastus medialis obliquus (VMO), der Verbesserung der muskulären Koordination sowie der Wiederherstellung der vollständigen Beweglichkeit. Schmerzmedikation und gegebenenfalls entzündungshemmende Maßnahmen (z. B. Kryotherapie) ergänzen das konservative Regime.

Im Gegensatz dazu ist bei Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Trochleadysplasie, Patella alta, medialer Bandruptur (z. B. MPFL-Riss), osteochondralen Frakturen oder rezidivierenden Luxationen häufig eine operative Therapie angezeigt. Auch eine anhaltende subjektive Instabilität trotz konservativer Maßnahmen kann eine Indikation zur chirurgischen Intervention darstellen.

Die Entscheidung für oder gegen einen operativen Eingriff sollte immer auf einer differenzierten Risiko-Nutzen-Abwägung beruhen, unter Berücksichtigung der klinischen Befunde, bildgebenden Diagnostik und individueller Faktoren wie Alter, sportlicher Aktivität und Rehabilitationspotenzial. Ziel jeder Therapie – konservativ wie operativ – ist eine dauerhafte Stabilität der Patella, die Wiederherstellung der Gelenkfunktion sowie die Prävention spätere Folgeschäden wie Knorpelabrieb oder Arthroseentwicklung.

6. Wie wird eine Operation bei Patellaluxation durchgeführt?

Die operative Behandlung einer Patellaluxation erfolgt nach einem individuellen Therapieplan, der sich an den jeweils vorhandenen anatomischen Risikofaktoren und dem Ausmaß der pathologischen Veränderungen orientiert. In der Regel wird zunächst eine diagnostische Arthroskopie durchgeführt, um das Ausmaß der intraartikulären Schäden zu beurteilen. Dabei können sowohl die Knorpeloberfläche der Patella und der Trochlea als auch angrenzende Strukturen wie Menisken, Kreuzbänder und Synovia genau untersucht werden. In vielen Fällen wird gleichzeitig eine therapeutische Maßnahme durchgeführt – z. B. die Entfernung freier Gelenkkörper, die Glättung von Knorpeldefekten oder die Rekonstruktion gerissener Bandstrukturen.

Ein zentraler Bestandteil der operativen Therapie ist häufig die sogenannte MPFL-Plastik (mediales patellofemorales Ligament), bei der das zentrale Halteband der Patella rekonstruiert wird. Hierzu wird meist ein Teil der Semitendinosus- oder Gracilissehne als Transplantat verwendet, das zwischen medialem Femur und Patella fixiert wird, um eine stabile Führung der Kniescheibe zu gewährleisten. Bei ausgeprägter Trochleadysplasie kann zusätzlich eine Trochleaplastik erforderlich sein, bei der die Gleitrinne des Oberschenkelknochens chirurgisch vertieft wird. Ebenso kann bei einer Patella alta oder einem lateralisierten Ansatz der Patellasehne eine Umstellungsosteotomie an der Tuberositas tibiae (z. B. nach Fulkerson oder Elmslie-Trillat) notwendig sein, um die biomechanische Führung zu verbessern. In seltenen Fällen sind zusätzliche Eingriffe zur Korrektur von Torsionsfehlstellungen oder Beinachsenabweichungen angezeigt.

Die Wahl der Operationsmethode hängt stets vom Zusammenspiel mehrerer Faktoren ab und erfordert eine präzise präoperative Planung mithilfe bildgebender Verfahren (MRT, CT) sowie gegebenenfalls 3D-gestützter Analysen. Postoperativ ist eine strukturierte Rehabilitation über mehrere Monate entscheidend für den Therapieerfolg. Sie umfasst eine schrittweise Mobilisation, Muskelaufbau, Koordinationstraining und die Rückführung in sportliche Aktivitäten – stets unter Kontrolle definierter Belastungsgrenzen. Langfristiges Ziel der operativen Therapie ist es, die biomechanische Stabilität des Kniegelenks wiederherzustellen, eine erneute Luxation zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

7. Häufige Fragen zur Patellaluxation

Wie lange dauert die Heilung?

Die Heilungsdauer variiert, in der Regel sind es mehrere Wochen bis Monate, abhängig von der Schwere der Verletzung und der gewählten Therapie.

Kann ich nach einer Patellaluxation wieder Sport treiben?

Ja, nach einer angemessenen Rehabilitation und Rücksprache mit dem Arzt ist es oft möglich, wieder Sport zu treiben.

8. Nachbehandlungsschemata zu Patellaluxationen

Wie lange dauert die Heilung nach einer Patellaluxation?

Die Heilungsdauer hängt vom Schweregrad der Verletzung und der gewählten Therapieform ab. Bei einer unkomplizierten, konservativ behandelten Luxation kann die Rückkehr in den Alltag nach 4 bis 6 Wochen erfolgen, Sportfähigkeit wird meist nach etwa 3 bis 6 Monaten wieder erreicht. Nach einer Operation kann die Rehabilitation bis zu 6 bis 12 Monate dauern.

Wann kann ich nach einer Patellaluxation wieder Sport treiben?

Das ist abhängig von der Therapieform, der individuellen Konstitution und dem Sportniveau. Leichte sportliche Aktivitäten wie Radfahren oder Schwimmen sind oft nach 8–12 Wochen möglich. Für Kontaktsportarten oder Sportarten mit schnellen Richtungswechseln (z. B. Fußball, Handball) sollte eine vollständige Rehabilitationszeit von 6 bis 9 Monaten eingeplant werden.

Ist eine Operation immer notwendig?

Nein. Eine Operation ist meist nur dann notwendig, wenn Risikofaktoren wie eine Trochleadysplasie oder wiederholte Luxationen vorliegen. Eine erste Luxation ohne Begleitverletzung kann häufig konservativ behandelt werden. Entscheidend ist eine individuelle Abklärung und Risikoanalyse.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung?

In der Regel ja. Sowohl die konservative als auch die operative Behandlung einer Patellaluxation werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn sie medizinisch indiziert sind. Auch die physiotherapeutische Nachbehandlung wird meist anteilig erstattet – eine ärztliche Verordnung ist hierfür erforderlich.

Nachbehandlungsschemata 

PDF Nachbehandlung Patellaluxationen