
LABRUM FAQ: OPTIMALE BEHANDLUNG EINER BANKARTLÄSION DER SCHULTER
Eine Bankart-Läsion der Schulter entsteht meist infolge einer vorderen Schulterluxation und betrifft die Gelenklippe (Labrum) der Schulterpfanne. Eine optimale Behandlung zielt darauf ab, die Stabilität des Schultergelenks wiederherzustellen und erneute Ausrenkungen zu verhindern.
- 1. Was ist das Labrum der Schulter (Schulterlabrum) und welche Funktion hat es?
- 2. Wie entsteht ein Labrumschaden oder Labrumriss der Schulter?
- 3. Was genau ist eine Bankart-Läsion der Schulter?
- 4. Welche Beschwerden treten bei einer Bankart-Läsion auf?
- 5. Wie wird eine Bankart-Läsion diagnostiziert?
- 6. Was ist die optimale Therapie bei einer Bankart-Läsion?
- 7. Wie wird eine Bankart-Operation (Bankart OP Schulter) durchgeführt?
- 8. Häufige Fragen zur Bankart-Operation und zur Nachbehandlung
1. Was ist das Labrum der Schulter und welche Funktion hat es?
Das Labrum der Schulter (auch Schulterlabrum oder Glenoidlabrum genannt) ist ein faserknorpeliger Ring, der den Rand der Gelenkpfanne (Glenoid) umgibt. Diese Struktur ist fester Bestandteil des Schultergelenks und dient der Stabilisierung des Oberarmkopfs (Humeruskopf) in der vergleichsweise kleinen, flachen Gelenkpfanne. Das Labrum vertieft die Pfanne funktionell und vergrößert die Kontaktfläche, sodass der Humeruskopf besser eingebettet liegt.
Darüber hinaus ist das Labrum ein Ansatzpunkt für Bänder und die lange Bizepssehne. Es dient damit nicht nur als passives Stabilisierungsorgan, sondern ist auch funktionell an Bewegungsabläufen der Schulter beteiligt. Eine intakte Gelenklippe ist somit essenziell für die Kraftübertragung, Stabilität und Sensomotorik des Schultergelenks.


2. Wie entsteht ein Labrumschaden an der Schulter?
Ein Labrumschaden oder Labrumriss der Schulter kann durch verschiedene mechanische und degenerative Prozesse entstehen. Besonders häufig sind akute traumatische Ereignisse, bei denen die Schulter auskugelt (Schulterluxation), wie sie bei Kontaktsportarten, Stürzen auf den ausgestreckten Arm oder Unfällen auftreten. Dabei kann das Labrum vom Glenoid abreißen. Diese Verletzungsform bezeichnet man als Bankart-Läsion.
Daneben führen wiederholte Mikrotraumata durch Überkopfsportarten (z. B. Schwimmen, Tennis, Volleyball, Wurfsport) zu einer chronischen Überlastung des Labrumgewebes. Dabei kann es zu degenerativen Einrissen und strukturellen Schwächen kommen. Auch bei angeborener oder durch frühere Luxationen bedingter Schulterinstabilität wird das Labrum dauerhaft mechanisch überlastet.
Im höheren Lebensalter sinkt die Belastbarkeit des Faserknorpels. Labrumrisse treten dann häufig im Zusammenhang mit degenerativen Gelenkveränderungen oder als Begleitbefund bei Omarthrosen auf. In seltenen Fällen kann auch eine entzündliche Gelenkerkrankung (z. B. rheumatoide Arthritis) das Labrum in Mitleidenschaft ziehen.
3. Was genau ist eine Bankart-Läsion?
Eine Bankart-Läsion der Schulter ist eine spezielle Form der Labrumverletzung, die sich typischerweise bei einer vorderen Schulterluxation ereignet. Dabei wird das Labrum vom vorderen unteren Rand der Gelenkpfanne (anteroinferiores Glenoid) abgerissen. Diese Verletzung destabilisiert die Schulter erheblich und erhöht das Risiko für weitere Luxationen.
Die Bankart-Läsion ist besonders bei jungen sportlich aktiven Menschen von Bedeutung, da sie häufig rezidivierende Luxationen (wiederholtes Ausrenken) nach sich zieht. Bei wiederholten Luxationen kann zusätzlich ein knöcherner Defekt entstehen, der als knöcherne Bankart-Läsion oder als Hill-Sachs-Läsion (Impression am Humeruskopf) bezeichnet wird.
4. Welche Beschwerden treten bei einer Bankart-Läsion auf?
Die typischen Symptome einer Bankart-Läsion sind Schulterschmerzen, Instabilitätsgefühle und funktionelle Einschränkungen im Alltag sowie beim Sport. Der Schmerz tritt meist im vorderen Schulterbereich auf und verstärkt sich bei Armhebungen, besonders in Abduktion und Außenrotation.
Viele Betroffene berichten von einem “Herausgleiten” der Schulter oder einem plötzlichen “Schnappen” während bestimmter Bewegungen. Auch Knack- oder Reibegeräusche können auftreten. Bei instabiler Schulter kann es in bestimmten Positionen zu einem deutlichen Weggleiten des Humeruskopfs kommen. Nach einer akuten Luxation zeigt sich meist eine deutliche Schmerzhaftigkeit mit Schwellung und Bewegungseinschränkung.
Unbehandelt können wiederkehrende Luxationen langfristig zu Knorpelschäden, Sehnenverletzungen und Arthrose führen. Daher ist eine frühzeitige Diagnostik und ggf. operative Stabilisierung empfehlenswert.
5. Wie wird eine Bankart-Läsion diagnostiziert?
Die Diagnostik beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. Hierbei werden Art und Zeitpunkt der Verletzung, bisherige Luxationen, sportliche Aktivitäten und bestehende Beschwerden erfragt. Der klinische Befund liefert durch spezielle Funktionstests wichtige Hinweise. Besonders hilfreich sind der Apprehension-Test (Angst vor Luxation bei Außenrotation/Abduktion) und der Relocation-Test (Linderung durch Druck auf den Humeruskopf).
Zur bildgebenden Abklärung wird häufig ein MRT oder ein spezielles Arthro-MRT durchgeführt. Letzteres ermöglicht durch Kontrastmittel im Gelenkspalt eine besonders genaue Darstellung des Schulterlabrum und eventueller Labrumrisse. Auch knöcherne Begleitverletzungen wie Hill-Sachs-Defekte lassen sich so gut erkennen. Röntgenaufnahmen dienen dem Ausschluss von Frakturen.
Wenn die Diagnose trotz Bildgebung unklar bleibt oder ein operativer Eingriff geplant ist, kann eine diagnostische Arthroskopie erfolgen. Dabei wird das Gelenk minimalinvasiv inspiziert und die Bankart-Läsion direkt sichtbar gemacht.
6. Was ist die optimale Therapie bei einer Bankart-Läsion?
Die Behandlung richtet sich nach Alter, Aktivitätsniveau, Anzahl der Luxationen und der Schwere der Verletzung. Bei jungen Patienten mit akuter Bankart-Läsion ist meist eine operative Refixation des Labrums zu empfehlen, um das Risiko erneuter Luxationen zu minimieren.
Bei älteren, weniger aktiven Patienten oder bei isolierten Labrumverletzungen ohne große Instabilität kann auch eine konservative Therapie erwogen werden. Diese umfasst Schmerzmedikation, Schulterruhigstellung mit einer Schlinge sowie eine gezielte physiotherapeutische Stabilisierungstherapie. Ziel ist es, durch Muskelaufbau und Koordinationstraining eine kompensatorische Stabilität zu erreichen. Allerdings bleibt das Risiko einer Re-Luxation bestehen, insbesondere bei sportlich aktiven Menschen.
7. Wie wird eine Bankart-Läsion operiert?
Die Bankart-Operation (Bankart OP Schulter) erfolgt meist minimalinvasiv mittels Arthroskopie unter Vollnarkose, gelegentlich ergänzt durch eine Regionalanästhesie. Dabei werden über kleine Hautschnitte eine Kamera und mikrochirurgische Instrumente in das Schultergelenk eingeführt, um die Verletzung zu beurteilen, das Gelenk zu spülen und das abgerissene Labrum mit speziellen Ankern am Knochen zu refixieren.
Eine offene Bankart-Operation wird nur bei schwereren Schäden durchgeführt, etwa wenn zusätzlich knöcherne Defekte vorliegen oder das Gelenk stark instabil ist. In diesen Fällen können knöcherne Transplantate oder Bandverstärkungen – wie beim Latarjet-Verfahren – zum Einsatz kommen, um die Stabilität der Schulter langfristig zu sichern.
8. Häufige Fragen zur Bankart-Operation
Welche Narkose wird verwendet?
In der Regel erfolgt der Eingriff unter Vollnarkose, ergänzt durch einen Plexusblock zur postoperativen Schmerzreduktion.
Ist ein stationärer Aufenthalt notwendig?
Die Operation wird meist ambulant durchgeführt. Bei Risikopatienten oder komplexen Befunden ist eine stationäre Überwachung sinnvoll.
Gibt es Risiken?
Neben allgemeinen OP-Risiken wie Infektionen, Thrombosen oder Nervenverletzungen kann es zu erneuten Rissen, Schultersteife oder persistierender Instabilität kommen. Die Rezidivrate liegt bei sportlich Aktiven je nach Alter und Befund bei 5–20 %.
Wie sieht die Nachbehandlung aus?
Die Nachbehandlung erfolgt stufenweise über mehrere Wochen. Zunächst wird die Schulter 2–3 Wochen in einer Bandage ruhiggestellt. Passive Bewegungsübungen beginnen meist ab dem 3. Tag postoperativ unter physiotherapeutischer Anleitung. Ziel ist es, Verklebungen zu vermeiden und die Beweglichkeit zu erhalten. Ab der 4. Woche folgen aktiv-assistive Übungen. Ab der 6. Woche ist eine vorsichtige aktive Mobilisierung erlaubt. Kräftigungsübungen starten ab Woche 10, sportliche Aktivitäten je nach Heilungsverlauf ab Monat 4 bis 6. Die volle Sporttauglichkeit wird individuell in Absprache mit dem behandelnden Arzt festgestellt.
Wie sehen die Erfolgsaussichten aus?
Die Bankart-Läsion ist eine ernstzunehmende Verletzung, die insbesondere bei jungen sportlichen Patienten operative Konsequenzen nach sich zieht. Die arthroskopische Refixation ist heute Standard und bietet sehr gute Erfolgsaussichten, insbesondere bei frühzeitiger Intervention. Eine strukturierte Nachbehandlung und konsequente Rehabilitation sind entscheidend für die Wiederherstellung der Schulterfunktion und für eine langfristige Stabilität.
Nachbehandlungsschemata
PDF Nachbehandlung Bankenart-Läsion